„Update verfügbar – ein Podcast des BSI“
Transkription für Folge 53, 26.03.2025
Moderation: Schlien Gollmitzer und Hardy RödeThema: Digitaler Nachlass Gäste: Johannes Diller, Digitaler Engel Herausgeber: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Schlien Gollmitzer: Hardy?
Hardy Röde: Schlien?
Schlien Gollmitzer: Ich habe mir einen Virus eingefangen!
Hardy Röde: Online?
Schlien Gollmitzer: Nein, offline. Tatsächlich offline.
Hardy Röde: Ah, verstehe. Ja, es ist die Saison. Wir haben gesprochen die Tage, da hat man es dir auch ein bisschen angehört.
Schlien Gollmitzer: Es geschehen tatsächlich auch noch Dinge offline, Hardy! Es ist verrückt.
Hardy Röde: Das ist Update verfügbar, ein Podcast des BSI für Sicherheit im digitalen Alltag. Mit Schlien Gollmitzer und Hardy Röde.
Schlien Gollmitzer: Wobei das tatsächlich schon ganz interessant ist, Hardy: Das Statistische Bundesamt hat nämlich kürzlich erst wieder so ein Befragungsergebnis darüber veröffentlicht, dass 4% der deutschen Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren noch nie online waren. Nie, Hardy. Nicht ein Mal. Das sind rund 2,5 Mio. Menschen.
Hardy Röde: Also ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, nie online zu sein.
Schlien Gollmitzer: Dabei sind wir ja eigentlich schon alt genug, um das tatsächlich erlebt zu haben. Also, ich kann mich auch sehr schwer nur daran erinnern. Wie hat man denn zum Beispiel von unterwegs aus Bescheid gesagt, wenn man mal später als verabredet gekommen ist?
Hardy Röde: Ja, da kann ich dir Einiges drüber erzählen, wie man nicht Bescheid sagt und zwar von beiden Seiten habe ich das erlebt: Nicht nur einmal, teilweise zwei Stunden umsonst an irgendeinem Parkplatz gewartet, weil die Mitfahrgelegenheit sich gedacht hat “Ach, der kommt eh nicht mehr” und ich irgendwie fünf Minuten später da eingetrudelt bin. Oder andererseits, andersrum, so ich: “Entschuldigung, ich wollte eigentlich schon um vier kommen, aber jetzt ist es kurz vor sechs, musste noch die Wäsche machen, dann hat irgendjemand angerufen, und der Hund, und plötzlich...”
Schlien Gollmitzer: Oh, Gott. Und so weiter und so weiter und so weiter.
Hardy Röde: Aber ich wüsste heute, muss ich sagen, ganz im Ernst vieles gar nicht, wo ich anfangen soll, wenn ich zum Beispiel meinen Urlaub planen will, wenn ich das Ganze nicht online machen soll. In meinem Pizzeria-Italienisch würde ich irgendwo anrufen: Scusi, havete una camera per due adulti e due bambini in agosto? Questa ado?
Schlien Gollmitzer: Kurzer Aufruf: Können bitte Italienischlehrer*innen einfach mal in die Social-Media-Kommentare oder auf Spotify kommentieren, ob Hardy auf diese Art und Weise ein Hotelzimmer finden würde in Italien? Das fände ich interessant.
Hardy Röde: Das würde mich auch interessieren. Ich nehme gerne Kurse übrigens, bin da wirklich offen! Schreibt uns. Aber – nächstes Problem ist dann natürlich, ist zu überlegen: Wo finde ich überhaupt eine Nummer von einem Hotel? Brauche ich das Telefonbuch von Sardinien?
Schlien Gollmitzer: Von Bibione.
Hardy Röde: Ich wüsste es nicht.
Schlien Gollmitzer: Anderes Thema, aber auch echtes Leben: Ich war kürzlich in Hannover und ich wollte einfach ganz schlicht von A nach B. Nicht mal B wie Bibione, sondern wirklich von A nach B. Wie hätte ich denn dahin finden sollen, in einer ganz fremden Stadt, ohne Handy? Geschweige denn, wie hätte ich ein Ticket für die Öffentlichen dort kaufen können?
Hardy Röde: Viele Fragen. Ohne Internet, was geht da eigentlich noch? Wie sollten wir diesen Podcast veröffentlichen? Müssten wir Kassetten verschicken an die geneigte Hörerinnen- und Hörerschaft?
Schlien Gollmitzer: Und überhaupt, wie sollen eigentlich meine Freunde jemals erfahren, dass ich auf einem Konzert war, wenn ich gar kein verwackeltes Video davon auf Social Media posten könnte?
Hardy Röde: Also ihr seht, liebe Hörerinnen und Hörer: Schlien und ich sind lebensuntauglich, wenn ihr uns die Smartphones wegnimmt. Falls das so rüberkommt, so ein Körnchen Wahrheit ist da schon dran. In vielen Lebensbereichen wären wir wahrscheinlich schon erstmal aufgeschmissen. Alle, die uns zu hören, davon gehen wir aus bei Update Verfügbar, haben ein digitales Leben und natürlich freuen wir uns auch darüber, dass es immer noch jedes Jahr ein paar Tausend oder Zehntausend sind, die neu damit anfangen, das Netz aktiv zu nutzen. Wenn ich die Statistik richtig kapiert habe, Schlien, es waren ja auch mal noch mehr Menschen in Deutschland und anderswo, die noch nie online waren und die Zahl sinkt und sinkt und sinkt.
Schlien Gollmitzer: Im Vorjahr waren es 5%, richtig.
Hardy Röde: Wie lang hast du denn dann ein digitales Leben eigentlich schon? Wann hat es so angefangen?
Schlien Gollmitzer: Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich 1997 das erste Mal im Internet Gassi war mit dem Lycos-Hund, diese alte Suchmaschine damals. Der schwarze Hund, der losgedüst ist, um alles zu finden, was ich im Netz suche.
Hardy Röde: Ja, 1997 scheint irgendwie so ein Jahr gewesen zu sein. Ich glaube, da hatte ich meine erste Handynummer, die ich übrigens bis heute habe. Also ist jetzt auch schon fast 30 Jahre her. Total verrückt! Ich habe auch eine Mailadresse aus derselben Zeit, die ich bis heute benutze. Ganz schön lang, oder?
Schlien Gollmitzer: Man könnte fast sagen, unser digitales Leben ist mittlerweile erwachsen geworden, wahrscheinlich hat es schon eine Berufsausbildung abgeschlossen.
Hardy Röde: Ja, und hat so einiges angesammelt auf dem Weg. Ich habe neulich mal meinen ganzen Passworthaushalt auf einen Passwort-Manager umgestellt und deswegen habe ich da eine Zahl gesehen, wo ich mir dachte: Kann das sein? Wie viele Accounts seitdem zusammengekommen sind, die ich da zusammengesammelt habe, die ich irgendwo mal angelegt habe. Natürlich benutze ich die nicht mehr aktiv alle. Aber für die habe ich bis heute die Log In-Daten irgendwo parat. Schätz‘ mal wie viele.
Schlien Gollmitzer: Wie viele Accounts du angesammelt hast seit 1997 im Internet?
Hardy Röde: Nein, wahrscheinlich sogar noch kürzer. Wie viele Accounts heute in meinem Passwort-Manager sind. Mit Log In und Passwort.
Schlien Gollmitzer: 258.
Hardy Röde: Ja ok, nicht schlecht. Zumindest mal die halbe Strecke. Es sind 598.
Schlien Gollmitzer: Nein! 598? Das sind ja 600 Accounts, weil zwei hast du garantiert vergessen.
Hardy Röde: Ja und die habe ich irgendwann mal angelegt und irgendwann mal abgespeichert mit Log In und Passwort. Ich nehme mal an, mein digitales Leben, das wird ja noch weiterwachsen. Und ziemlich selten, bisher, bis zur Vorbereitung dieser Folge, habe ich darüber nachgedacht: Hey, liebe 598 Accounts, was passiert eigentlich mit euch, wenn ich direkt nach dieser Podcastaufnahme auf die Straße gehe und zum Beispiel einen schweren Unfall habe? Oder wenn ich mich wegen einer Krankheit oder einer körperlichen Beeinträchtigung auf einmal nicht mehr selber um meinen Kram kümmern kann von jetzt auf gleich. Der ja immer mehr ein digitaler Kram ist, wie wir vorhin gehört haben.
Deswegen reden wir heute in Update Verfügbar über das Thema digitaler Nachlass. Was das genau ist, dazu kommen wir gleich. Ich selber muss sagen, ich habe das, was ich dazu gehört habe, so interessant gefunden, dass ich euch empfehlen würde, zumindest noch nicht auf Skip zu drücken, wenn ihr jetzt denkt: Nachlass? Das klingt ja so als würde ich mein Testament machen, soweit bin ich noch nicht.
Schlien Gollmitzer: Und wann bin ich denn dann so weit als digitale Enkelin?
Hardy Röde: Naja, wir sind sofort so weit, würde ich sagen.
Schlien Gollmitzer: Ok, dann ist es aber jetzt, Hardy, an der Zeit, dass du mir und unseren Hörer*innen mal ein bisschen genauer erklärst, worum es da geht.
Hardy Röde: Was ist ein digitaler Nachlass?
Was passiert mit unseren digitalen Daten, wenn wir sterben oder uns aus anderen Gründen länger nicht drum kümmern können, zum Beispiel nach einem Unfall? Unsere vielen Online-Konten verschwinden nicht einfach – sie bleiben bestehen, oft jahrelang. Unsere Mails, Social-Media-Profile, die Bilder in der Cloud, Online-Banking oder Online-Broker-Konten. Aber auch: digital geschlossene Verträge, unsere Streaming-Abos oder ein Krypto-Wallet. Die gehören zu unserem digitalen Nachlass.
Wenn niemand die Zugangsdaten hat, stehen die Angehörigen zum Beispiel im Fall unseres Todes vor verschlossenen Türen. Darum sollten wir vorsorgen.
Erstmal brauchen wir eine Übersicht mit den wichtigsten Konten und Passwörtern – die sollten wir dann sicher aufbewahren, das geht zum Beispiel auch in einem Passwort-Manager auf dem Rechner. Dann sollten wir schriftlich festhalten, wer sich um was kümmern soll, wenn wir es nicht mehr können – in einer digitalen Nachlassverfügung. Und welche Daten sollen aufbewahrt werden und welche einfach gelöscht?
Ohne eine solche Regelung ist es sehr schwer für alle, die sich um unsere Daten kümmern wollen. Verträge laufen weiter, Social-Media-Profile bleiben bestehen. Und: Dokumente und Erinnerungen gehen vielleicht verloren. Ordnung schaffen im digitalen Leben ist also wichtig. Am besten jetzt gleich – sogar, wenn wir über Themen wie Nachlass oder Testament noch nie nachgedacht haben. Weil wir jederzeit in eine Situation kommen können, in der wir nicht mehr einfach selbst handeln können.
Ich habe mich zu unserem Thema digitaler Nachlass unterhalten mit Johannes Diller, er ist Mobilreferent beim „Digitalen Engel“. Was ein Mobilreferent genau macht, das wird er uns gleich erzählen. Der „Digitale Engel“ jedenfalls, der Verein, bei dem er arbeitet - der unterstützt Seniorinnen und Senioren dabei, dass sie am digitalen Leben teilhaben können und dass sie da selbstbestimmt und sicher unterwegs sind. Dass der digitale Nachlass wie gesagt ganz und gar nicht nur für Seniorinnen und Senioren ein Thema ist, darum ging es natürlich auch in unserem Gespräch.
Meine erste Frage an ihn ging erstmal zu Johannes‘ Arbeit im Verein und zu seiner Mission.
Johannes Diller arbeitet beim „Digitalen Engel“ als Mobilreferent. Was das ist, das wird er mir gleich erzählen. Jedenfalls berätst du, Johannes, Seniorinnen und Senioren beim Umgang mit digitaler Technologie. Hallo und sehr schön, dass du für uns dir die Zeit nimmst.
Johannes Diller: Ja, hallo, freut mich auch sehr, dass ich dabei sein kann.
Hardy Röde: Johannes, sag mir kurz im Überblick, was macht ihr beim „Digitalen Engel“? Was ist eure Mission und was bietet ihr an?
Johannes Diller: Also, was wir machen beim „Digitalen Engel“ ist, wir fahren mit zwei Infomobilen durch ganz Deutschland, um eben da ältere Menschen zu unterstützen im Umgang mit der digitalen Welt. Da besuchen wir zum Beispiel mehr Generationenhäuser oder sind auch im Sommer gerne mal mit unserem Infomobil auf irgendeinem Stadtfest oder auf einem Wochenmarkt und alle können zu uns kommen und uns ihre Fragen zur digitalen Welt stellen.
Hardy Röde: Was sind da genau diese Fragen? Mit welchen Themen kommen Seniorinnen und Senioren zu euch?
Johannes Diller: Das sind ganz oft erst mal so überhaupt Grundlagenfragen, wo es dann darum geht, wie lade ich mir eine App herunter? Wie kann ich mit meinem Smartphone auch Video telefonieren? Wie verschicke ich ein Bild an meine Kinder? All das im Umgang mit dem Gerät, ganz viel. Aber oft auch doch das Sicherheitsthema. Das ist ja auch was, was uns wichtig ist, weil ich vom Verein „Deutschland sicher im Netz“ komme. Da ist uns wichtig, den sicheren Umgang den Leuten zu vermitteln, die zu uns kommen.
Hardy Röde: Ja, spannendes Feld. Einer deiner Vorträge, den du ab und zu hältst aus diesem großen Spektrum an Themen, ist der digitale Nachlass, über den wir heute sprechen. Was das im Grund genommen ist, haben wir ja gerade schon gehört. Wie erklärst du das in deinen Vorträgen, so dass es deine Zuhörerschaft versteht? Womit fängst du an und wie erklärst du, dass es wichtig ist?
Johannes Diller: Ja, also ich versuche das natürlich sehr niedrigschwellig zu machen. Das machen wir bei all unseren Veranstaltungen. Heißt, ich frage oft einfach auch erst mal in die Runde, was die denn bis jetzt so alle nutzen, die Teilnehmenden, die jetzt vor mir sitzen. Und dann kriegt man doch einiges zusammen, wenn man da mal so rumfrägt. Und da leite ich das dann so ein bisschen her und stelle dann einfach vor, was da wirklich alles dazugehört zum digitalen Nachlass. Weil da geht es ja wirklich um sehr viel. Mehr als was man jetzt auf Anhieb vielleicht denkt, also da kommt ja alles zusammen, vom E-Mail Konto bis hin zu dann wirklich den Dateien, die auf dem Smartphone irgendwie abliegen.
Hardy Röde: War unsere Liste vollständig vorhin oder hast du noch was vermisst?
Johannes Diller: Ich meine, die war schon ziemlich lang, die Liste, aber es gibt noch so viel. Das sind ja auch Sachen wie nur Abos, die man abgeschlossen hat, irgendwie ein Streaming-Abo, was noch läuft. Oder irgendwo anders eben noch Benutzerkonten. Oder auch vielleicht irgendwie auch Sachen, wenn es um Finanzen geht, Paypal-Konto und so weiter.
Hardy Röde: Hast du dich vor deiner Arbeit jetzt in diesem Bereich persönlich schon mit dem Thema digitaler Nachlass befasst?
Johannes Diller: Also vor meiner Arbeit muss ich auch ehrlich sagen, nein, das war dann tatsächlich auch jetzt durch die Arbeit, dass ich dann auch da auch selber wirklich mich noch mehr damit beschäftigt habe und das dann auch für mich selber mal angegangen bin.
Hardy Röde: Hattest du da irgendwie einen Aha-Moment, so ach, das gehört ja auch dazu oder was war so dein Weg dahin? Wie hast du dich dem Thema genähert?
Johannes Diller: Es war auch schon so ein bisschen, dass ich mir auch einfach nicht bewusst war, wie viel es doch einfach dann ist. Also auch wo ich mir dann halt mal, also habe ich jetzt schon eine ganze Weile, aber halt dann so wirklich Passwort-Manager und so eingerichtet habe, ist mir halt auch erst aufgefallen, wo ich denn wirklich überall angemeldet bin. Also, dass ich halt auch wirklich so viele Benutzerkonten noch irgendwo habe, wo ich auch gar nicht mehr so ganz genau alle so im Blick halt hatte.
Hardy Röde: Ist das Thema digitaler Nachlass, würdest du sagen, ein Thema für Seniorinnen und Senioren oder kommt es dann doch erst so ganz hinten? Du hast schon erwähnt, was so die Hauptthemen sind, einfach den alltäglichen Umgang. Wie reagieren die darauf, wenn du mit denen über das Thema sprichst?
Johannes Diller: Also ich muss schon sagen, es ist nicht das Thema, was jetzt an erster Stelle steht für Einige, weil eben viele erst mal überhaupt noch dabei sind, wirklich die Grundlagen zu erlernen. Einfach, dass sie sich sicher fühlen im Umgang mit überhaupt der digitalen Welt, mit ihrem Handy, mit ihrem Computer. Das ist für viele erst mal die Priorität. Aber ich merke schon, dass auch da immer mehr auch Bewusstsein schon da ist und immer mehr auch Leute offen dem gegenüberstehen und auch die Veranstaltung dann durchaus auch gewählt wird. Ich glaube, das nächste Mal werde ich es dann im April wieder haben.
Hardy Röde: Was sind dann die ersten Schritte, die du deinen Klientinnen und Klienten, Seniorinnen und Senioren an die Hand gibst? Wo fangen wir an? Also auch für mich, für meine innere digitale Nachlassliste ist es ja genau dasselbe, weil wir haben ja schon besprochen, es betrifft ja ganz und gar nicht nur Seniorinnen und Senioren.
Johannes Diller: Also der erste Punkt, wo ich ansetzen würde, wäre, erst mal sich selber ganz klar zu werden, wo bin ich überhaupt überall angemeldet. Also erst mal wirklich so ganz klassisch vorgehen und gucken, wo habe ich überall Benutzerkonten, und dann vielleicht das auch nutzen, um schonmal ein bisschen selber jetzt auszusortieren. Wenn ich feststelle, ich brauche das gar nicht mehr, kann ich das vielleicht jetzt schon mal löschen, um da weniger an Konten zu haben. Dann natürlich auch gucken, was sind es noch für Daten, die ich noch irgendwie besitze? Was für Geräte habe ich? Was ist da drauf? Sind das irgendwie Fotos, die vielleicht auch dann vielleicht an die Kinder oder an die Enkelkinder oder Freunde irgendwie weitergegeben werden sollen? Und das einfach alles mal kategorisieren und einfach gucken, was habe ich?
Und dann im Idealfall auch entweder sagen, ich erstelle ganz klassisch irgendwie in Papierform wirklich eine Liste, schreibe da auch dann natürlich die Benutzernamen und Passwörter mit auf und mache dann auch gleich noch einen Vermerk, was soll damit mal passieren. Die Alternative dazu wäre es natürlich, das digital dann zu machen, also Nutzung von Passwort-Manager oder anderen Diensten, die ebenso eine Verwaltung anbieten.
Hardy Röde: Wenn ich da mal einhaken darf, wie hoch ist da die Hürde? Also auch hier kleines Geständnis, ich habe meinen Passwort-Manager so richtig erst seit ein paar Monaten in Betrieb, habe alle meine Accounts immer an ganz unterschiedlichen Stellen digital, analog in einzelnen Apps verwaltet und dachte mir, okay, jetzt ist es mal Zeit, das zu bündeln, also ich bin da auch ein Late-Adopter, ist das was, was auch bei Seniorinnen und Senioren ja funktioniert für die? Oder ist es dann doch eher der Passwort-Manager auf Papier sozusagen, die Liste?
Johannes Diller: Ja, also bei der Mehrheit ist es dann schon wirklich mehr das in Papierform. Aber auch da stelle ich durchaus fest, dass auch immer mehr offener gegenüber jetzt der Idee sind, das auch digital zu verwalten.
Hardy Röde: Jetzt ein ganz zentrales Thema, auf das ich persönlich auch noch keine Antwort so schnell hätte. Wie hinterlege ich diesen digitalen Nachlass auf eine sichere Art und Weise? Zunächst mal also die Papierliste. Hältst du die denn für sicher? Ist das sicher aus deiner Perspektive, wenn ich die in einen Ordner stecke und zu anderen Unterlagen einfach bei mir zuhause ins Regal stelle?
Johannes Diller: Es kommt halt wirklich drauf an, wo ich das dann halt aufbewahre. Also wenn das jetzt wirklich ein sicherer Ort ist, wo es sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich ist, dass da jemand anderes, der da nicht hin soll, hinkommt, dann halte ich es schon für einen Weg, den man so gehen kann. Aber natürlich wäre jetzt das Allersicherste, das Ganze irgendwie vielleicht in ein Schließfach bei der Bank oder so zu bringen.
Hardy Röde: Und dann ist ja noch die vielleicht größte Frage, wem gebe ich da Zugang? Egal in welcher Form die Liste existiert, ist es eine auf Papier und ich sage jemand, da findest du es übrigens oder ist es ein Passwort-Manager, wo ich dann jemandem das Hauptpasswort verrate? Wie agiere ich da? Weil eigentlich, wenn wir eins gelernt haben, ist es ja das Passwort, das kennst du und sonst niemand und dann ist es sicher. Und in dem Fall muss man ja im Grunde seine eigene Sicherheit planmäßig an der Stelle durchbrechen.
Johannes Diller: Ja, deswegen ist es halt extrem wichtig, sich ganz genau vorher zu überlegen, wem vertraue ich diese Daten an, diese Passwörter dann. Es gibt ja mittlerweile auch zum Beispiel Firmen, die eine Verwaltung anbieten. Da würde ich auch sagen, sollte man schon erstmal sehr skeptisch sein und auch wirklich gut überlegen und gucken, ob man irgendwie wirklich im Extremfall jetzt dann irgendwie so einer Firma sogar Passwörter anvertraut. Das würde ich nicht empfehlen. Das heißt, es geht eher darum, wirklich zu gucken, im Familienkreis, im Bekannten-, Freundeskreis irgendwie wirklich halt eine Person im Idealfall zu finden, wo man jetzt wirklich sagt, der vertraut man halt vollkommen und weiß, dass da nichts irgendwie passiert, dass die Person dann nicht irgendwie was machen wird mit den Daten, was man nicht möchte.
Hardy Röde: Also betrifft ja auch Dinge, die zu Lebzeiten einer Person noch passieren oder notwendig werden. Wenn ich drüber nachdenke, dass jemand vielleicht motorisch eingeschränkt ist und einen Computer nicht so umfassend bedienen kann wie du oder ich. Wenn ich mir vorstelle, jemand ist von der Wahrnehmung her eingeschränkt, dann braucht der oder die ja Unterstützung, auch im ganz normalen Alltag. Und auch da ist diese Vertrauensfrage, denke ich mal, sehr zentral, oder?
Johannes Diller: Ja, auf jeden Fall. Also da würde ich auch sagen, gibt es gar keinen großen Unterschied zwischen, ob es jetzt um Sachen im analogen Leben oder im digitalen Leben geht.
Hardy Röde: Also wenn ich selber zum Beispiel mobilitätseingeschränkt bin und jemand meine Überweisungsträger zur Bank trägt und dort einwirft oder so, dann gibt es ja im Grunde ein recht ähnliches Risiko des Missbrauchs und brauche ich ja genau dieselbe Vertrauensgrundlage.
Johannes Diller: Würde ich so unterstreichen. Ich würde vielleicht sogar fast sagen, dass möglicherweise das Risiko bei dem, was du jetzt beschrieben hast, teilweise noch höher sein kann. Ich hatte das auch gerade erst neulich bei uns, dass in einer Veranstaltung, die wir zusammen mit einer Bank gemacht haben vor Ort, dann auch eine Bankmitarbeiterin mit dabei war und die hat dann auch erzählt aus ihrem Alltag, dass es da wirklich viel häufiger auch mal vorkommt, dass irgendwie versucht wird, so einen Überweisungsträger zu fälschen.
Hardy Röde: Also dann ist das digitale Leben gar nicht mal unbedingt riskanter. Und müssen wir da nicht besonders Angst davor haben, sondern dann ist Vertrauen im Grunde die Kernthematik, um die sich hier wie dort alles dreht.
Johannes Diller: Würde ich so sagen, ja.
Hardy Röde: Nochmal eine generelle Frage zum Abschluss zu deinen Beobachtungen, wie das digitale Leben von Seniorinnen und Senioren aussieht. Du machst das seit vier Jahren. Was beobachtest du da? Gibt es Dinge, die einfach selbstverständlicher werden? Zum Beispiel Online-Banking, die Smartphones hast du schon erwähnt. Machst du da Beobachtungen, dass vielleicht auch die Kompetenzen selbstverständlicher werden, mit denen Seniorinnen und Senior mit digitaler Technik umgehen?
Johannes Diller: Ja, es wird auf jeden Fall selbstverständlicher erst mal, dass Geräte da sind. Also ich habe es immer seltener jetzt zum Beispiel, dass jemand in eine Veranstaltung von uns kommt und der oder die kein Smartphone oder überhaupt gar kein digitales Gerät hat. Das wird immer seltener. Oder auch so Sachen wie E -Mail-Adressen, also das ist schon die große Mehrheit dann jetzt auch wirklich eine E -Mail-Adresse hat, weil es auch immer mehr halt vorausgesetzt wird natürlich in vielen Bereichen, wo es ja gar nicht mehr geht ohne E-Mail-Adresse, wo immer die Abfrage kommt. Aber sonst ist es schon auch nach wie vor so, dass viele erst mal einfach immer noch, ja doch, auch Probleme mit erstmal den Grundlagen haben und viele auch immer noch da dabei sind, halt erstmal so die ganzen Grundlagen, die Bedienung von einem Gerät auch zu erlernen.
Hardy Röde: Wenn du in so einem Vortrag oder einem persönlichen Gespräch jetzt zum Thema digitaler Nachlass die Antwort kriegst, ach, die paar Mailadressen oder Bilder oder sonst was, soll sich halt jemand anders drum kümmern, wenn ich nicht mehr bin, interessiert es ja sowieso mich persönlich zumindest nicht mehr, was antwortest du da?
Johannes Diller: Ja, das ist vielleicht aber die Nachkommen interessiert auch, weil ja auch teilweise es um Gelder geht oder auch darum, dass dann teilweise auch zum Beispiel Identitätsdiebstahl passiert, dass dann teilweise auch Konten quasi, die noch existieren, irgendwie gehackt werden und dann weiterverwendet werden zum Beispiel und die sich dann halt ausgeben als die verstorbene Person. Deswegen ist das durchaus ein Thema, was auch ja halt natürlich dann die Hinterbliebenen ziemlich beschäftigen kann. Und wenn man das halt nicht möchte, sollte man den digitalen Nachlass eben selber regeln.
Hardy Röde: Johannes, vielen Dank, dass du erzählt hast aus deiner Arbeit beim „Digitalen Engel“.
Johannes Diller: Ja, sehr gerne.
Schlien Gollmitzer: Sehr schönes Interview, Hardy, und super interessant. Mich habt ihr definitiv gecatcht, ich setze mich jetzt mit diesem Problem auseinander. Und ich dachte jetzt aber auch die ganze Zeit so darüber nach, wen bestimmt man denn da denn so als Person, als digitalen Nachlassverwalter oder -verwalterin? Wenn du verheiratest bist, ist es vielleicht relativ simpel, dann sagst du ok, Partnerin oder Partner. Was machst du denn, da musste ich gerade darüber nachdenken, wenn du alleinerziehende Mutter bist? Was ich jahrelang war. Wen hätte ich denn da bestimmt? Also eigentlich hätte ich dann letztlich vielleicht meine Mutter wählen müssen, aber die ist ja nun auch nochmal eine Generation über mir, theoretisch. Ist schon eine interessante, spannende Frage, und ich glaube, da muss man gut darüber nachdenken, wen man da bestimmt dafür.
Hardy Röde: Ich habe die Recherche zum Thema und das Gespräch mit Johannes auch jetzt zum Anlass genommen, das nochmal ein bisschen genauer anzuschauen, weil mein digitaler Nachlass auch noch nicht hundertprozentig digital ist und gut geordnet. Was mir ein bisschen die Sorge genommen hat, dass da ein riesenkomplexes Thema auf mich zurauscht, das ist, dass es wahnsinnig gute Unterlagen gibt, zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale. Die kann man sich anschauen, Link geben wir euch in den Shownotes hier zu dieser Folge. Da gibt es zwei zentrale Dokumente, das ist es eigentlich schon. Die kann man sich erstmal in Ruhe durchlesen. Das eine ist für: Was gibt es überhaupt und was soll damit passieren? Also, eine große Liste und Handlungsanweisungen. Und das zweite ist das, was du ansprichst, Schlien, dieser Mensch soll die Vollmacht über meinen digitalen Nachlass haben. Und das finde ich eben einen super Start, um, diese, in meinem Fall, 598 Accounts, mal in Gedanken durchzugehen und da Ordnung zu schaffen Schritt für Schritt. Also mich hat es ziemlich motiviert.
Schlien Gollmitzer: Hardy, hast du aber vielleicht trotzdem auch auf dem Schirm, dass du jede Woche ein paar von diesen 598 Accounts löschen könntest, solltest, müsstest? Einfach zu machen? Sodass du in, sagen wir mal, einem Jahr nur noch die Hälfte davon zur Verfügung hast?
Hardy Röde: Ja, also zwei Postnummern, wie sich herausgestellt hat, ich habe die, und die brauche ich in jedem Fall nicht. Das ist mein Ziel für diesen Monat, einen Postaccount zuzumachen.
Schlien Gollmitzer: Nächstes Jahr dann vielleicht auch so ein bisschen wie deine alten Papierordner daheim einfach mal aussortieren. Die alten Belege von 2004 wegschmeißen und so weiter. Dabei merken, dass man vielleicht auch diese Mitgliedschaft im Fitnesscenter gar nicht mehr so dringend braucht, mittlerweile. Das ist wie ein digitaler Frühjahrsputz und das passt ja fantastisch zur Jahreszeit gerade, es war gerade Frühlingsanfang. Wir sagen euch dann am besten in der nächsten Folge von Update Verfügbar, was bei uns herausgekommen ist und was jetzt so in unserem digitalen Altpapiereimer gelandet ist, oder?
Hardy Röde: Von April auf Mai 2025 schrubben wir einmal richtig durch in unseren digitalen Haushalten. Alle Informationen, wie gesagt, zum Thema findet ihr in den Begleitinfos zu dieser Folge.
Schlien Gollmitzer: Und das war die Folge 53 von Update Verfügbar. Das ist der Podcast des BSI – des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Und wir bedanken uns fürs Zuhören.
Hardy Röde: Ja, vielen Dank, dass ihr bei uns wart und auch in dieser Folge freuen wir uns, wenn sie euch gefallen hat, wenn ihr uns liked und uns folgt auf der Streaming-Plattform eurer Wahl. Lasst uns ein Sternchen da, wenn es euch gefallen hat. Wir freuen uns über eine Bewertung von euch.
Schlien Gollmitzer: Und falls ihr Fragen habt zur Sicherheit im digitalen Alltag, dann findet ihr das Team des BSI auf Facebook, auf Instagram, auf Mastodon, auf YouTube. Alle Kontaktadressen findet ihr auch in den Shownotes.
Hardy Röde: Dann, bis zum nächsten Update.
Schlien Gollmitzer: Bis zum nächsten Update.