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„Update Verfügbar – ein Podcast des BSI“Transkription für Folge 28 - 28.02.2023: Sie sind noch gemutet! - Die digitale Sprechstunde

Moderation: Ute Lange, Michael MünzGast: Roland Kirsch, BSI Herausgeber: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)

Ute Lange: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Update Verfügbar, den Podcast für Sicherheit im digitalen Alltag, mein Name ist Ute Lange.

Michael Münz: Mein Name ist Michael Münz und wir begrüßen euch zur neuen Folge Eures Lieblingspodcasts, also hoffen wir jedenfalls, dass wir euer Lieblingspodcast sind und wir hoffen, euch ist seit der letzten Folge gut ergangen. Vielleicht habt ihr ja, inspiriert von unserer letzten Ausgabe, euren Haushalt automatisiert. Ute, wie sieht's bei dir aus, hast du schon geschraubt und gebastelt? Kaffee aus der Maschine oder automatisch?

Ute Lange: Naja wie du weißt, liebe ich mein elektrisches Espresso-Kännchen und wir sind ein sehr eingespieltes Team, und wie heißt es so schön ‚Never Change A Running System‘. Mit meiner unglaublich umfassenden technischen Begabung habe ich totale Sorge, dass ich dann morgens kaffeefrei bleibe, was gar nicht gut wäre, und dieses Kännchen hat mir gerade in den letzten Tagen sehr gute Dienste geleistet.

Michael Münz: Wobei ich jetzt gedacht hätte, du bist eh auf Salbei Tee umgestiegen. Kann es sein, dass ich bei dir noch ein bisschen Karneval raushöre?

Ute Lange: Da hast du aber ein sehr feines Ohr, das ist ja schon ein bisschen her. Ich finde, ich klinge nicht mehr wie ein Reibeisen. Ich hab nämlich Rosenmontag stundenlang Alaaf gebrüllt und war dann tatsächlich etwas heiser. Was mich in diesem Jahr nicht erwischt hat und da bin ich sehr, sehr froh ist Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Da geht es anderen gerade schlechter. Die müssen nämlich zum Arzt oder zur Ärztin. Das ist mir erspart geblieben. Ich hab nämlich mal beim RKI geguckt, also im Moment sind relativ viele Leute mit so Halskrankheit und anderen Dingen beschäftigt.

Michael Münz: Wobei man ja auch streng genommen nicht mehr zum Arzt gehen muss, weil es gibt ja jetzt seit einiger Zeit die Videosprechstunden. Ich selbst kenne mich da noch nicht so gut aus und musste das auch noch nicht in Anspruch nehmen, aber zum Glück haben wir jemanden, der sich damit auskennt, und uns heute ein paar Sachen dazu verrät.

Ute Lange: Ja, das finde ich prima, weil ich auch noch gar keine Erfahrungen damit habe, obwohl meine Ärztin mir vor einer Weile erzählt hat, dass sie das anbietet, bin ich also sehr unwissend. In dieser Fragestellung könnte ich mir aber vorstellen, dass es da eine ganze Menge Dinge zu beachten gilt. Gilt also sowohl auf der Ärzt- und Ärztinnen-Seite als auch für uns als Patientinnen und Patienten. Umso mehr freuen wir uns, dass wir heute Roland Kirsch aus dem BSI hier haben, der sich damit hauptberuflich beschäftigt. Wir freuen uns, dass du da bist, Roland. Hallo, herzlich willkommen.

Roland Kirsch: Hallo zusammen, freut mich da zu sein. Hallo.

Michael Münz: Roland Du arbeitest ja im BSI zum Thema Cybersicherheit im Gesundheits- und Finanzwesen, das sind ja genau die beiden Themen, die mir die meisten Sorgen bereiten. Ich frage mich ja, wie das sein kann, wie das Spaß machen kann und wie du zum BSI gekommen bist. Vielleicht magst du uns einmal erzählen, wie dein Weg bis hierhin in diese Podcast Folge war.

Roland Kirsch: Ja also, der war eigentlich sehr lange von der Finanzseite geprägt. Also ich komme auch tatsächlich aus dem Finanzwesen, war 15 Jahre im Finanzwesen tätig und ja, die letzten 23 Jahre, die waren ja auch gesellschaftlich sehr Gesundheitswesen lastig. Was dann natürlich das Interesse bei mir enorm gesteigert hat. Und als ich dann gesehen habe, dass es im BSI ein Referat gibt, was sich mit beiden Themen tatsächlich beschäftigt, war für mich eigentlich der Weg klar, da wollte ich hin, ich wollte in den beiden Baustellen mitmischen und ist auf jeden Fall ein sehr spannendes Umfeld nach wie vor.

Ute Lange: Ja, wir freuen uns, dass du heute dein Wissen mit uns teilen wirst. Digitale Videosprechstunde, warum befasst sich das BSI überhaupt damit? Das klingt ja eher nach einem sehr gesundheitsbezogenen Thema und ihr macht Cybersecurity. Wie bringt ihr das zusammen?

Roland Kirsch: Also unser Auftrag liegt streng genommen darin, die Cybersicherheit im Gesundheitswesen zu gestalten. Da gibt es mehrere große Baustellen, beispielsweise fernab von der Videosprechstunde, ist die Sicherheit der Telematik Infrastruktur. Diese Infrastruktur ist das große Netzwerk der ganzen Leistungserbringer, sprich Ärzte, Therapeuten, Krankenkassen, die miteinander vernetzt sind. Weitergehend beschäftigen wir uns aber auch mit brandheißen Themen und das waren vor allem in der letzten Zeit Dinge rund um die Coronawarn-App um digitale Gesundheitsanwendungen und weiterhin auf unserem Aufgabenzettel stehen die Sachen E-Rezept und elektronische Patientenakte.

Michael Münz: Das heißt, ihr befasst euch schon länger mit dem Thema Gesundheit, habt aber jetzt in den letzten 2-3 Jahren nochmal neue Dynamik in das Thema bekommen?

Roland Kirsch: Auf jeden Fall genau.

Michael Münz: Aktuelle Studien von Krankenkassen zeigen ja, dass es also gerade 2022 zum Beispiel zum Teil Verdoppelung bei den Krankenständen gab im Vergleich zum Vorjahr. Und für welche Anlässe ist die Videosprechstunde denn da, wenn jetzt Ute nach dem Karneval mit Heiserkeit und triefender Nase unterwegs gewesen wäre? Hättest du gesagt, Ute erspar dir den Gang zum Arzt, mach die Videosprechstunde.

Roland Kirsch: Es kommt drauf an, also ich würde prinzipiell erst mal sagen, wenn man einen Arzt hat, den man schon sehr lange kennt, bei dem man auch wirklich nicht neu ist, könnte das auf jeden Fall eine Option sein, weil man geht einfach dem Risiko weiterer Bakterien aus dem Weg. Man spart sich Zeit, man steckt keine anderen Personen im Zweifel an, das wäre auf jeden Fall dann eine gute Maßnahme. Wenn man sich aber nicht ganz sicher ist, was man da gerade ausbrütet, dann könnte natürlich der herkömmliche Gang zum Arzt noch die bessere Option sein.

Ute Lange: Wenn ich mich dann für die digitale Sprechstunde entscheide, wie funktioniert das für mich als Patientin?

Roland Kirsch: Also Grundvoraussetzung ist natürlich, dass der Leistungserbringer eine Videosprechstunde erstmal anbietet, das kriegt man relativ einfach in Erfahrung gebracht, denke ich, viele machen halt das Angebot kenntlich, über deren eigene Homepage. Es gibt aber auch verschiedene Portale von Videodienstanbietern, in denen man seinen Arzt suchen könnte, dabei muss man natürlich das Glück haben, dass der Arzt bei genau diesem Videodienstanbieter ist. Der einfachste Weg ist der direkte Kontakt zur Homepage oder telefonisch zum Arzt, wenn diese Grundvoraussetzungen erstmal erfüllt ist, dann geht das eigentlich recht einfach: Man vereinbart einen Termin und zu dem Termin bekommt man dann Zugangsdaten zugesandt, mit welchen man dann bei der Videosprechstunde teilnehmen kann.

Michael Münz: Also ein bisschen so wie wir uns jetzt auch verabredet haben? Wir haben den Link, klicken drauf, sind zur selben Zeit im selben digitalen Raum und können uns dann austauschen zum Thema Gesundheit.

Roland Kirsch: Vollkommen richtig. Also im Endeffekt, wer schon mal einer Videokonferenz teilgenommen hat, der wird auch die Voraussetzungen für eine Videosprechstunde eigentlich schon mitbringen.

Michael Münz: Ich muss dann auch nichts runterladen oder sowas in der Art? Das passiert dann wahrscheinlich Browser basiert, also dass ich es auf meinem Rechner in einem Programm aufrufen kann, mit dem ich sonst Webseiten aufrufe.

Roland Kirsch: Genau richtig. Funktionieren eigentlich alle Browser basiert.

Ute Lange: Nun ist ja die Erfahrung mit den ganzen Videokonferenz Tools nicht ganz unproblematisch gewesen in den letzten Jahren. Auch wenn wir sie viel genutzt haben, gab es viel Diskussion über Datensicherheit und andere Sachen. Werden denn bei so einem eher sensiblen Gespräch, das ich mit meiner Ärztin führe, Daten gespeichert und wenn ja wo? Also das verursacht gerade so ein kleines Unwohlsein bei mir.

Roland Kirsch: Ja, da sind wir tatsächlich bei einem ganz ganz wichtigen Punkt: Es ist im ‚Bundesmantelvertrag Ärzte‘, das ist quasi die Grundlage für die digitale Sprechstunde zumindest arztseitig, in der Anlage 31 B davon ist halt festgelegt, dass die Verbindung zur Videosprechstunde Peer to Peer funktionieren und eine Ende zu Ende Verschlüsselung mit sich bringen muss. Das heißt Videodienstanbieter können auf diese Gespräche nicht zugreifen von außen, es wird auch nichts auf den Servern der Videodienstanbieter gespeichert und somit nimmt man natürlich an der Stelle die Diskussionsgrundlage, weil einfach technisch dieser Weg ausgeschlossen ist.

Michael Münz: Ich erinnere mich daran, als wir uns vor 3 Jahren an Videodienste gewöhnt haben, dass es auch Diskussionen gab, dass Sachen über Server liefen, die gar nicht in der Bundesrepublik Deutschland stehen und dass es Datenschutzbedenken gab. Aber all das ist im Falle der Videosprechstunde ausgehebelt. Du hast gerade gesagt schon Peer to Peer gesagt, das heißt, wenn ich meinen Arzt spreche, dann geht es nicht dreimal um den Globus und biegt viermal an irgendwelchen Knotenpunkten ab, sondern es ist von mir zum Arzt und kein anderer hört mit und sowohl bei mir wird es verschlüsselt als auch beim Arzt selber. Und da müssen wir jetzt auch keine Sorgen machen, dass irgendwer noch mithören kann.

Roland Kirsch: Also der komplette Weg zwischen dir und dem Arzt ist verschlüsselt. Also im Endeffekt seid ihr in direkter Verbindung.

Ute Lange: Als wenn ich in der Praxis sitzen würde, es ist dann nur digital.

Roland Kirsch: Genau, natürlich vielleicht ein Unterschied zum Sitzen in der Praxis: In der Praxis ist es selbstverständlich, dass du mit deinem Arzt oder mit deiner Ärztin in einem Raum vor Ort sitzt und im Zweifel kein anderer mithört. Hier musst du natürlich auf deiner Seite auch für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen. Also wenn du dann auf der Couch mit Freunden oder Bekannten sitzt und dann an einer Videosprechstunde auch teilnimmst, ist das natürlich ganz was anderes.

Ute Lange: Ich stelle mir gerade vor…ne, die will ich gar nicht ausführen die Vorstellung…aber das ist ein wichtiger Tipp, dass man selber, wenn man in so einer Videosprechstunde ist, dafür sorgt, dass nicht die ganze Familie mit dabei ist oder vielleicht auch die Nachbarn oder Nachbarin. Das ist schon mal sehr hilfreich, aber wenn ich zum Beispiel möchte, dass jemand dabei ist, ne, weil ich vielleicht auch das Bedürfnis habe. Ich hatte tatsächlich letztens den Fall, da habe ich meine Schwester zur Sprechstunde mitgenommen, weil ich gerne ein zweites paar Ohren wollte, und das habe ich natürlich dem Arzt auch gesagt. Wie ist es denn im digitalen Raum, kann ich mir da auch Begleitung einladen, wenn die zum Beispiel gar nicht mit mir dann in einem Zimmer sitzt? Weil du hast eben gesagt Peer to Peer, das klingt nach einer zweier Sprechstunde. Gäbe es die Möglichkeit, da auch noch andere dazu zu schalten, die natürlich nur mit meinem Einverständnis dabei wären?

Roland Kirsch: Ja, also grundsätzlich gibt es diese Möglichkeit. Es gibt Videodienstanbieter, zertifizierte Videodienstanbieter, die noch mehr Parteien und Gesprächskonstellationen zulassen. Es gibt auf jeden Fall Konstellationen, wo mehr Personen als nur der Arzt und man selbst an einem Gespräch teilnehmen können.

Michael Münz: Bevor ich noch einmal zur Datenschutz komme und ich habe mich wirklich gerade einen kurzen Moment gefragt, warum du noch ein zweites paar Ohren am Kopf haben willst, aber so war das gar nicht gemeint, ne?

Ute Lange: Das du bist schon wieder bei Karneval, ja also da hat man das vielleicht als Kostüm aber nicht, wenn ich zum Arzt gehe.

Michael Münz: Ich wollte nochmal zum Datenschutz zurück, weil wenn ich zum Arzt in die Sprechstunde gehe, muss ich ja auch einen Anamnesebogen ausfüllen und unter anderem auch eine Datenschutzerklärung. Ist das in dem Prozess der Videosprechstunde auch mit drin, dass ich irgendwo einen Haken setzen muss? Habe ich gelesen, finde ich gut und dann geht es erst weiter?

Roland Kirsch: Ja, ich muss auf jeden Fall vor dem Gespräch, das ist entweder beim Arzt oder beim Videodienstanbieter, es kommt da immer auf Arzt und Videodienstanbieter an, meine Einverständnis abgeben.

Michael Münz: Wenn ich jetzt Arzt wäre und mir nach diesem Podcast überlege „das klingt eigentlich alles ganz gut. Ich weiß gar nicht genau, warum ich das bislang nicht anbiete.“ Wie gehe ich denn davor, damit ich das jetzt künftig machen kann?

Roland Kirsch: Der einfachste Weg für die Leistungserbringer ist an der Stelle, sich auf der Seite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, also der KBV, kundig zu machen, welche zertifizierten Videodienstanbieter es gibt. Da gibt es sehr schön aufgelistet eine Liste aller zertifizierten Videodienstanbieter und da kann ich mir eigentlich jemanden aussuchen. Bei dieser Liste ist dann auch erkenntlich, wie groß meine Gesprächskonstellationen sein können, weil da gibt es tatsächlich Unterschiede. Und bei diesem Anbieter, den ich mir dann ausgewählt habe, muss ich mich initial registrieren als Leistungserbringer und diese Registrierung muss ich auch dann am Ende des Tages der Ersten Ärztlichen Bundesvereinigung anzeigen, weil hintenraus geschieht auch die Abrechnung über den Nachweis, dass ich mich bei einem zertifizierten Videodienstanbieter wirklich registriert habe.

Michael Münz: Roland, du hast jetzt gerade von der Liste von zertifizierten Anbietern gesprochen. Wer zertifiziert denn da eigentlich und nach welchen Kriterien?

Roland Kirsch: Ja, im Grundsatz muss man erstmal unterscheiden, dass wir hier tatsächlich zwei Zertifizierungswege haben: Auf der einen Seite Zertifizierung der Informationssicherheit und des Datenschutzes, das sind zwei getrennte Aspekte. Und für die Zertifizierung kommen akkreditierte Institute in Frage, sprich, die die Eignung haben, Zertifizierungen durchzuführen nach diesen beiden Katalogen. Und zusätzlich zu den Zertifizierungen muss ein jeder Videodienstanbieter auch eine Selbsterklärung ablegen, diese dann bestätigt, dass die Anforderungen aus dem Paragraph 5 des Bundesmantelvertrag Ärzte, also der Anlage 31 B, daraus, dass diese erfüllt sind.

Ute Lange: Super Roland, ich muss jetzt mal sagen, dass du alle diese Paragraphen und sauswendig kennst, das heißt, du bist wirklich ganz, ganz tief drin in der Materie. Und wer das befolgt, ist dann für mich als Patientin auch vertrauens- und glaubwürdig. Jetzt habe ich aber die Frage, wie erkenne ich das als Patientin? Also ich hab letztens von einem Freund ein Foto geschickt bekommen, der bei seinem Arzt ein Telefon mit einem BSI-Sticker entdeckt hat und das teilen wollte, so nach dem Motto ‚Ich als Patientin erkenne, dass dieses Telefon irgendwie ein IT-Sicherheitskennzeichen hat‘. Wie ist das denn bei der digitalen Sprechstunde? Wo erkenne ich, dass ich der total vertrauen kann oder muss ich einfach grundsätzlich vertrauen, wenn einer das anbietet, dass das im Hintergrund alles gelaufen ist?

Roland Kirsch: Ich habe da mal eine Frage, kann es sein, dass das Telefon ein Kartenlesegerät war?

Michael Münz: Ich wollte hier auch gerade für den Freund einmal einspringen. Der mir glaube ich auch gesagt hat, dass es eigentlich ein Kartenlesegerät war, auf dem das Siegel war.

Roland Kirsch: Da dürfte sogar wahrscheinlich noch ein zweites Siegel drauf gewesen sein, nicht vom BSI, sondern von der Gematik. Da ist es tatsächlich so, bei den Kartenlesegeräten, dass wir das Zertifizierungsverfahren anstoßen oder auch durchführen und deswegen auch unser Sticker auf den zertifizierten Geräten drauf ist und die Gematik zusätzlich noch eine Zulassung ausspricht und deswegen kommt dann der zweite Sticker der Gematik ins Spiel. Bei den Videodienstanbietern ein Sticker? Ja, dann müsste man wahrscheinlich ein bisschen improvisieren. Ich könnte mir vorstellen, dass natürlich zertifizierte Videodienstanbieter dies auch auf deren eigener Homepage kenntlich machen, aber ich glaube, das ist Recherchearbeit, die kaum jemand durchführen wird. Es ist aber ja so, dass Leistungserbringer, die Videosprechstunden durchführen wollen und diese auch am Ende des Tages abrechnen wollen, müssen ja der Kassenärztlichen Vereinigung melden, für welchen Videodienstanbieter sie sich entschieden haben und die entsprechenden Nachweise erbringen. Und da ist es halt so, wenn dieser Nachweis nicht erbracht ist, dann wird es auch mit der Abrechnung schwer, also insofern kann man davon ausgehen, wenn der Leistungserbringer etwas abrechnen möchte, dann steckt da auch ein zertifizierter Videodienstanbieter hinter.

Michael Münz: Okay, für den Arzt sind aber diese ganzen Zertifizierungen und so ja Sachen, um die sich er oder sie sich gar nicht kümmern muss. Er geguckt in die Liste, sucht sich den zertifizierten Videodienstanbieter aus und dann kommt ein Truck vorbei und räumt erst mal die ganze Praxis um, damit es mit der Videosprechstunde funktioniert.

Roland Kirsch: Nein, gar nicht. Also im Endeffekt kann der Arzt wahrscheinlich direkt nach den Nachweisen loslegen, ohne große Installation, das ist quasi Plug and Play. Rein formal natürlich erst nachdem man der Kassenärztlichen Vereinigung da die Meldung abgegeben hat und die Genehmigung letztendlich bekommen hat. Aber technisch gesehen ist da eigentlich kein Aufwand mehr.

Ute Lange: Ich bleib nochmal ein bisschen bei der Technik, weil wir haben ja auch in der Zeit der Pandemie gelernt, dass, ich sag mal, die digitale Anbindung nicht in allen Regionen Deutschlands gleich stark und stabil ist. Wie ist es denn bei diesen Tools, wenn ich zum Beispiel nicht in einer Großstadt lebe, sondern irgendwo auf dem Land? Und ich möchte jetzt meinen Arzt oder meine Ärztin tatsächlich eher digital besuchen, weil das für mich angenehmer ist und weil das auch ein Anlass ist, bei dem das angemessen wäre, muss ich dann fürchten, dass mir zwischendrin die Sprechstunde kollabiert?

Roland Kirsch: Man hat, glaube ich, nicht mehr technisches Risiko was die Bandbreite angeht, als bei anderen Videokonferenzlösungen auch. Wenn ich von vorneherein weiß, das hat noch nie geklappt in einer normalen Videokonferenz, dann könnte es natürlich auch mit der Videosprechstunde schwer werden. Aber vom Grundsatz her, wenn ich Videogespräche schon mal gemacht habe, mit meinen Freunden oder auch dienstlich, dann sollte das auch bei der Videosprechstunde gar kein Problem sein. Von den Systemvoraussetzungen, was die Bandbreite angeht, kann man es nicht genau festlegen, aber so in der Regel dürfte das der Internetgeschwindigkeit von 2 - 6 mbit sein, die man da tatsächlich mindestens braucht und was diese Geschwindigkeit angeht, ist ja die Verbreitung schon sehr, sehr hoch.

Michael Münz: Der andere Aspekt der mir dazu gerade noch einfällt, ist zumindest, dass meine Erfahrung bei meinen letzten Arztbesuchen war, dass ich tatsächlich den Altersdurchschnitt noch ein bisschen nach unten ziehe und viele ältere Menschen natürlich auch immer häufiger zum Arzt gehen, ist zumindest meine Beobachtung. Wie einfach ist es zu bedienen oder ist das etwas, was gerade ältere Menschen, die ja auch viele Strapazen auf sich nehmen müssen, um zum Arzt zu kommen…wie einfach ist es denn für die, das zu benutzen?

Roland Kirsch: Ja, auch da würde ich sagen, wenn man einen geübten Umgang mit der Technik hat mit dem PC, mit dem Tablet oder dem Smartphone, bin ich der Überzeugung, dass man das hinkriegt. Hat man aber keinerlei Erfahrung darin, dann wird es natürlich schon deutlich schwieriger und ist dann im Zweifel auf Hilfe von Dritten, die einen dann vielleicht die Session einrichten, die sich dann bei Beginn auch wieder verabschieden. Das wäre dann wahrscheinlich erforderlich, also auch da würde es funktionieren im Zweifel, aber halt mit deutlich mehr Barrieren.

Michael Münz: OK, aber im Wesentlichen ist es auch nichts anderes als per Skype mit dem Enkel zu sprechen, nur eben mit dem Arzt.

Roland Kirsch: Genau also wenn das schon mal erfolgt ist, dann sollte das auch funktionieren.

Ute Lange: Ich hab mal ne andere Frage, also nochmal an meinen letzten eigenen Arztbesuch denkend, da gab es ja Bilder, die ich mir anschauen sollte. Kann man denn sowas auch teilen, also auf dem Bildschirm dieser Videokonferenz? Weil ich musste mir da ein paar Sachen selber mit angucken, um zu verstehen, was der Arzt mir erzählt hat. Das hat dann auch super geklappt, aber der hat einfach seinen Bildschirm umgedreht, während ich dasaß. Wie ist das denn in dieser Umgebung, wenn ich das digital mache.

Roland Kirsch: Ja, also grundsätzlich sind in diesem Tools wahrscheinlich nicht alle schönen Funktionen, wie man sie aus Zoom, Webex et cetera pp kennt, mit vorhanden. Aber das Teilen des Bildschirms und das Zeigen von Dokumenten, das ist eigentlich eine Basisfunktion auch dieser Tools.

Michael Münz: Und wenn wir jetzt einmal noch Hand aufs Herz legen, gibt es denn Dinge, die da noch nicht so gut laufen? Oder sind die Vorfälle bekannt, wo ihr hinterher auch beim BSI gesagt habt, da müssen wir nachschärfen, um eben den Datenschutz und den Datenfluss sicher zu gestalten?

Roland Kirsch: Was diese beiden Punkte angeht, eigentlich nicht. Das Einzige, was uns wirklich da zu Beginn begegnet ist, war tatsächlich bei bestimmten Gesprächskonstellationen, dass man da tatsächlich an Bandbreitenprobleme gestoßen ist. Gerade bei Gruppengesprächen. Das hat sich aber in den letzten 2-3 Jahren auch tatsächlich deutlich verbessert, so dass wir da lange nichts mehr gehört haben, was eigentlich in der Regel immer ein gutes Zeichen ist. Aber die einzige Hürde, die ich mir jetzt noch vorstellen kann, die unangenehm werden kann, wir kennen uns alle, die rein digitalen Termine, die werden wieder aufgeweicht und man ist häufiger in der Situation, dass man Hybrid vorgeht, dass man Termine sowohl in Präsenz wie auch virtuell durchführt und das sich in einem Kalender dann die verschiedenen Termine häufen. Ich sehe da einfach das Risiko, dass da im Zweifel zwei verschiedene Terminkalender über eingebracht werden und da sehe ich einfach das Risiko, dass man im digitalen Warteraum sitzt und man vergessen wird.

Ute Lange: Na gut, ein bisschen Geduld muss man ja auch in der, ich sag mal, Präsenzpraxis manchmal mitbringen, gerade wenn es auch was Eiliges ist oder wo man halt gestern noch nicht wusste, dass man heute zum Arzt muss.

Ute Lange: Also erstmal ganz herzlichen Dank, ich fand es sehr spannend, ich werde das jetzt mal ausprobieren, zumindest für weniger komplexe oder kritische Fälle, wenn das in meinen Alltag und den meiner Ärztin passt. Wir hoffen, dass ihr die Videosprechstunde, wenn ihr sie in Anspruch nehmt, möglichst sorgenfrei, also für sorgenfreie Anlässe nutzen werdet. So oder so sollte euch zumindest die Durchführung nach dieser Folge nicht mehr so viel Kopfschmerzen oder hoffentlich gar keine bereiten.

Michael Münz: Vielen dank Roland, dass uns das erklärt hast und ja, vielleicht sind ja viele jetzt auch entweder Patientinnen und Patienten oder Ärzte, die sich damit noch nicht befasst haben, jetzt auch motiviert, das Mal auszuprobieren.

Roland Kirsch: Ja, danke für die Einladung, es war mir eine Freude.

Michael Münz: Sehr gerne, bevor wir uns jetzt aber auch von euch, liebe Hörerinnen und Hörer verabschieden, kommt noch eine Frage aus der Community, die wir euch beantworten wollen. Wir haben ja nachgefragt auf den Kanälen des BSI, welche Themen euch so beschäftigen und worauf ihr Antworten haben wollt. Und eine der Fragen, die ihr uns gestellt habt, war: Wie oft soll ich eigentlich mein Passwort ändern? Und die Frage beantwortet euch jetzt Ute.

Ute Lange: Also anlassbezogen ist die Antwort. Damit könnte ich jetzt belassen, das ist dann aber vielleicht nicht die volle Erklärung, die hilfreich ist.

Michael Münz: Ich kann dir auch zur Seite springen wenn du, wenn du was brauchst.

Ute Lange: Ja, machen wir. Also nicht einfach regelmäßig so nach dem Motto: alle drei Monate mach ich jetzt mal hier alle meine Passwörter neu und sicherer, weil das könnte dazu führen, dass man vielleicht schludrig wird und sie am Ende nicht das bringen, was sie bringen sollen.

Michael Münz: Sprechen wir doch mal über Anlässe: Was sind denn das für Anlässe, zu denen ich dann meine Passwörter ändern soll? Ein Anlass wäre zum Beispiel: Ich kriege Post von meinem Dienstleister, wo ich einen Account habe und der schreibt mir: Lieber Michael, wir müssen dir leider mitteilen, dass unsere Datenbank gehackt worden ist, ändere bitte dein Passwort bei uns. Dann ändere ich das natürlich. Oder Ute, du erinnerst dich vielleicht daran, dass wir mal den Hochschuldozenten Michael Meyer in der Folge hatten, der ja auch den Mythos entschleiert hat ‚Ich hab ja nichts zu verbergen‘, der hatte ja in so einer Datenbank gefunden, das von mir Daten im Netz geleakt sind, wenn man also bei so einer Datenbank mal nachschaut, ist mein Account gehackt worden oder tauchen meine Daten in einem Leak auf, dass ich dann natürlich auch losgehe und meine Passwörter ändern, um sicherzugehen, dass da keiner dran geht. Also das wären so Anlässe, wo man sagt, dann auf jeden Fall das Passwort ändern. Und sonst: Solange das Passwort sicher ist und den üblichen Kriterien entspricht, dann spricht auch erstmal nichts dagegen, dass auch für einen längeren Zeitraum zu nutzen.

Ute Lange: Da muss ich doch kurz nachfragen, du hast nach der Sendung mit Michael Meyer tatsächlich genau das getan, was du jetzt unseren Hörern und Hörerinnen empfiehlst.

Michael Münz: Natürlich, sonst könnte ich da den Hörerinnen und Hörer nicht empfehlen. Nein, im Ernst also natürlich, wenn solche Sachen auftauchen und sich so eine Mail kriege oder in so einer Datenbank auftauche, dann ändere ich natürlich das Passwort, zu dem es gehört auf jeden Fall.

Ute Lange: Und wenn ihr dazu noch mehr lesen möchtet, verlinken wir euch noch ein paar Infos zum BSI in den Shownotes. Wir werden auch in den kommenden Folgen immer wieder Fragen aufgreifen, die ihr uns schickt und auch schon geschickt. Wir haben da einen kleinen Themenspeicher. Vielen Dank schon mal dafür. Und damit ihr uns die Fragen stellen könnt, könnt ihr mit uns in Kontakt treten auf den BSI-Kanälen auf Facebook, Instagram, Twitter sowie YouTube und natürlich auch E-Mails schreiben ganz klassisch. An welche Adresse, Michael?

Michael Münz: An die neue Adresse: An podcast@BSI.bund.de. Richtig?

Ute Lange: Ja, genau das ist die neue Adresse und wir freuen uns auf Post von euch. Wir sind schon sehr gespannt, was euch sonst noch interessiert.

Michael Münz: Und bis zur nächsten Folge Llikt und folgt Update Verfügbar auf eurem Podcast Plattformen, damit ihr auch die nächste Folge nicht verpasst. Also wir freuen uns auf Euch, habt eine gute Zeit und bis dahin tschüss.

Ute Lange: Tschüss bis bald.

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